Die Bau- und Immobilienbranche befindet sich derzeit in einer Krise. Nach Jahren des durch das niedrige Zinsniveau angetriebenen Booms wurde 2023 so wenig gebaut und gekauft wie schon lange nicht mehr. Die spannende Frage ist daher, wie sich der Markt 2024 entwickelt.
Bauzinsen
Nach der schnellen Anhebung der Leitzinsen durch die EZB ab Anfang 2022 stiegen auch die Zinssätze für Immobilienkredite der Banken. Im Herbst 2023 lagen sie schon bei über 4 Prozent für eine 10-jährige Festzinsbindung. Mittlerweile hat sich die Lage ein wenig entspannt. Die Zinssätze liegen aktuell um die 3 Prozent.
Die Gründe dafür liegen zum einen in der gesunkenen Kreditnachfrage, zum anderen in der spekulativen Erwartung der Märkte, dass die EZB den Leitzins von 4,5 Prozent ab Sommer 2024 wieder schrittweise senkt, um die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln. Doch entgegen allen Erwartungen ist die Inflationsrate in der Eurozone und vor allem in Deutschland wieder leicht gestiegen. Eine Zinssenkung der EZB würde diese Entwicklung weiter anheizen.
Die derzeit im historischen Vergleich immer noch niedrigen Zinssätze für Immobilienkredite könnten daher eine günstige Gelegenheit sein, jetzt zu bauen oder Bestandsimmobilien zu kaufen. Sie können sich den Zinssatz auch durch ein Forward-Darlehen sichern. Wer auf noch weitere Zinssenkungen setzt, der kann zunächst zu variablen Zinssätzen finanzieren.
Neubau
Aktuell fehlen in Deutschland rund 700.000 Wohnungen. In Ballungsgebieten ist es mittlerweile für viele Singles und Familien selbst mit durchschnittlichem Einkommen sehr schwierig, passende Wohnungen zu finden. Statt der politisch angestrebten 400.000 Wohnungen pro Jahr wurden 2023 nur 270.000 Wohnungen gebaut. Immobilienexperten rechnen damit, dass 2024 sogar noch weniger, allenfalls 200.000 Wohnungen, gebaut werden. Durch die Migrationswelle erhöht sich zudem die Nachfrage. Folglich werden die Mieten weiter steigen. Für Investoren kann daher der Kauf oder sogar der Neubau von Eigentumswohnungen doch wieder interessant werden.
Gesetze
Dämpfend hat auf den Immobilienmarkt vor allem die seit dem 1.1.2024 gültige Modifikation des Gebäudeenergiegesetzes („Heizungsgesetz“) gewirkt. Zwar gibt es für Bestandsimmobilien noch eine Schonfrist für den Wechsel neuer Heizungen (bis 2026 bzw. 2028 können noch reine Gas- und Ölheizungen eingebaut werden), doch die Immobilienwerte sind angesichts drohender Investitionen in die Energieeffizienz bereits heute schon gesunken. Auch herrscht eine lähmende Unsicherheit bei Verkäufern und Käufern. Die als Belebung gedachte degressive Abschreibung im Rahmen des Modernisierungsgesetzes ist zu allem Überfluss erst einmal politisch auf Eis gelegt.