Für den Immobilienmarkt war 2022 ein besonderes Jahr. Die Bauzinsen stiegen innerhalb von zwölf Monaten um das Vierfache an. Aktuell liegen die Zinssätze für Baukredite mit 10-jähriger Festschreibung wieder etwas niedriger. Viele Immobilieninteressenten fragen sich, ob der Höhepunkt bereits überschritten und die Zinswende eingeläutet ist. Welche Perspektive gibt es für 2023 und wie können die Finanzierungkosten gesenkt werden?
Hintergrund
Über zehn Jahre waren die Zinssätze im Euroraum auf Talfahrt. Die Europäische Zentralbank (EZB) beeinflusste diese Entwicklung maßgeblich durch die Einführung von Negativzinsen und massive Aufkäufe von Staatsanleihen. In den USA agierte die Federal Reserve (Fed) ähnlich.
Seit Frühjahr 2022 ist die Negativ- und Nullzinsperiode vorbei. Die Fed hat die Zinssätze schrittweise erhöht. Die EZB hat nachgezogen, wenngleich sie sich in einer Zwickmühle befindet. Steigen die Zinsen, dann kann dies einerseits die Wirtschaft überfordern. Andererseits muss die EZB als Währungshüterin die hohe Inflation bekämpfen, die laut Eurostat im Euroraum im Jahr 2022 die Rekordhöhe von 10,7 Prozent erreicht hat.
Prognosen
Die EZB hat angekündet, weiter an ihrer straffen Geldpolitik festhalten zu wollen. Auch nach ihrer fünften Erhöhung in Folge ist sie noch nicht am Ziel. Sie hatte zuvor Anfang Februar wie erwartet beschlossen, den Leitzins im Euroraum um weitere 0,5 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent zu erhöhen. Eine weitere Erhöhung ist im März geplant. Das hat Auswirkungen auf die Baufinanzierungszinsen, die weiter steigen können. Viele Ökonomen erwarten aber nicht, dass die Zinssätze die Marke von 5 Prozent überschreiten. Schaffen es die Notenbanken, mit ihrer Geldpolitik die Inflation zu senken, können auch die Zinsen im Laufe des Jahres wieder leicht fallen.
Eigenkapital erhöhen und Zinsbelastung senken
Nachdem der Immobilienmarkt in Deutschland jahrelang nur den einen Weg nach oben kannte, ist er durch Inflation, Energiekrise und steigende Bauzinsen unter Druck geraten. Seit Monaten bewegen sich die Preise seitwärts. Zum Teil sinken sie auch, doch nicht in dem Maße, dass sie den Zinsanstieg auffangen. Wer vor einem Jahr ein Baudarlehen von 300.000 Euro aufgenommen hatte, musste bei einem Zinssatz von 1 Prozent nur 3.000 Euro Zinsen pro Jahr zahlen. Heute kostet die Finanzierung rund 4 Prozent. Das macht 12.000 Euro Zinsen. Eine Mehrbelastung, die viele nicht mehr tragen können oder wollen. Doch es gibt Möglichkeiten, die Kreditsumme zu senken. Durch höhere Eigenleistungen lässt sich die monatliche Belastung senken, so dass auch in jungen Jahren der Immobilienkauf gelingt.
Zinsverbilligte Kredite ab März 2023
Gerade hat die Bundesregierung den Start eines neuen Förderprogramms verkündet. Bauherren und Erstkäufer von klimafreundlichen Immobilien können ab März 2023 zinsgünstige Darlehen von bis zu 150.000 Euro beantragen. Der Bund möchte damit den ins Stocken geratenen Wohnungsbau wieder ankurbeln und zugleich helfen, den gesamten Gebäudebestand bis 2045 auf Klimaneutralität umzustellen.